Donnerstag, 26. September 2024

Architektur-Highlight II in Pforzheim: Die Matthäuskirche

Mein zweiter auserwählter Ort der Ornamenta nach dem Reuchlinhaus war die Matthäuskirche im Pforzheimer Stadtteil Arlinger. Als ich auf der Seite der Ornamenta das Foto aus der Kirche gesehen hatte, war es um mich geschehen — plus die Zusatzinfo, dass Egon Eiermann diese Kirche geplant hat und auch für die Innenausstattung federführend war. Egon Eiermann (1904 — 1970) lehrte nämlich hier von 1947 bis 1970 an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Genau da, wo ich seinerzeit, lang lang ist’s her, auch ein bescheidenes Semester Architektur belegt hatte.

Besonders an dieser außergewöhnlichen Kirche sind die 2066 quadratischen in Beton gefasste Dickglasscheiben, was damals eine bahnbrechende Neuerung war und Vorbild für viele Kirchen der Nachkriegszeit. Die rötlichen, weißen und grauen Formsteine wurden gefertigt aus zermahlenem Trümmersplit des im zweiten Weltkrieg fast völlig zerbombten Pforzheims. Die Matthäuskirche ist die einzige Kirche, neben dem Neubau der bekannten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, die Egon Eiermann entworfen hat.

Das Licht und die Atmosphäre, die diese vielen bunten Gläser verströmen, ist sehr beeindruckend. Ich hab mich sehr wohl gefühlt in dieser Kirche und bin einfach eine ganze Weile nur da gesessen und hab das auf mich wirken lassen.

Der Altar sieht aus wie ein überdimensionierter Eiermann-Tisch, dieser typische Architekten-Schreibtisch. (Ich schreibe diese Zeilen gerade an meinem Schreibtisch von Egon Eiermann...) Auch das Taufbecken ist ein Entwurf des Architekten, ebenso wie die formschönen Stühle SE121 mit dem hübschen Weidengeflecht, die von von  Wilde & Spieth in Esslingen produziert wurden.

Nur die superschönen Pendelleuchten stammen nicht aus Eiermanns Feder, wie ich recherchiert habe: Sie heißen J.J.W. 05, stammen vom vom belgischen Möbeldesigner und Innenarchitekten Jules Wabbes (1919 — 1974)  und sind gar nicht mal so günstig (hier). Gut, dass sie in luftiger Höhe hängen!

















4 Kommentare:

  1. Liebe Julia, danke für die beiden Berichte von der Ornamenta. Total interessante Stationen hast du besucht. Ganz mein Geschmack und klasse von dir beschrieben und fotografiert. Auch sonst, Immer erkenntnisreich bei dir zu lesen. Liebe Grüße, Margit P.

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