Dienstag, 1. Juli 2025

Kirchenarchitektur — St. Antonius in Ettlingen-Spessart

K fährt gerne Auto. Er ist da wie mein Papa früher, der sagte dann öfters mal: „Komm, wir machen ein Fährtchen!“ Als Kind hab ich immer Pferdchen verstanden, haha.

Jedenfalls muss es daran liegen, dass Ks Freundin im Urlaub ist, weil ich werde unverhofft von ihm gefragt, ob ich Lust auf eine kleine Ausfahrt habe. „Au ja, dann lass uns nochmal da hin fahren, wo ich neulich mich P war, da war’s nice!“ Als ich kurz noch einmal auf Google schaue, entdecke ich in Spessart eine Kirche und klicke darauf. Das Foto, das dann auflploppt, macht mich neugierig– die sieht ja interessant aus! 

Also beginnen wir unseren Besuch in Spessart mit einem Abstecher zur Kirche St. Antonius, die zum Glück geöffnet hat (ist längst nicht immer so). Von oben gesehen erinnert mich die Kirche an ein Schneckenhaus. Als wir eintreten und ich den Sichtbeton überall entdecke, erzähle ich K eine kleine Story: „Die Familie meiner Freundin in Bretten hatte gerade ein Haus gebaut und die Decken waren aus Sichtbeton, also alles war so grau wie hier. Das sieht so toll aus! Und jeder Besucher, der ins Haus kam, meinte erst mal 'Oh da müsst ihr aber noch die Decken verputzen, da seid ihr ja gar nicht fertig geworden!'. Dabei sollte das genauso sein, das gehörte so!“ 

Ich mag Sichtbeton. Und die Idee, Glasscheiben in verschiedenen Oberflächen und Größen einzubauen. Und den schwarzen Schieferboden. Und dass der Kreuzweg mit vielen Holzschnitten in den tollsten Farbkombinationen dargestellt ist. Auch K war beeindruckt von der Kirche im Gesamten. Im Besonderen bewunderte er das Kreuz aus Rosenblättern am Boden, wie süß. Am Schluss haben wir eine kleine Kerze angezündet und sind weiter Richtung Kirschbäume und Waldbaden gedüst. Es ist so schön um Ettlingen herum. Vor allem, weil es so hügelig ist und der Schwarzwald beginnt.

Zuhause hab ich mich, wie immer, noch einmal ausführlicher mit der 1972 erbauten St. Antonius Kirche beschäftigt und u.a. den Architekten ausfindig gemacht, nämlich Werner Groh. Interessanterweise hat er auch die schöne St. Konrad Kirche hier in Karlsruhe entworfen. (Hier mein Post vom Februar 2025 — auch so ein Schmuckstück von Kirche












Samstag, 28. Juni 2025

Blick zurück

Gesehen die Men’s-Spring-Summer-2026-Show von Pharrell Williams für Louis Vuitton vor dem Centre Pompidou in Paris. Lustig, diese vielen Typen, die Kofferwagen schieben. Außerdem fand ich cool, dass Pharrell nach dem Defilee in Shorts auf den Laufsteg spaziert ist
Gehört Chris Brown — Holy Blindfold. „Sein neuestes Lied“, sagt P, als sie neben mir im Auto sitzt und ihr Handy mit der Anlage verbindet. Und: „Chris Brown mag als Mensch ein A... sein, aber seine Musik ist super. Ich frage mich dann immer, ob es OK ist, seine Musik zu hören?“ „Dann könnte man wahrscheinlich nicht mehr viel anhören...“
Getan I mit dem Rad zum Heidesee gefahren, vorbei an lustigen Eselchen (die beim alten Flugplatz grasten) und einer interessanten Kirche (die leider geschlossen war) und dort bisschen auf der Bank gechillt. Chillig war es allerdings nur kurz, denn plötzlich tauchte ein Polizeihubschrauber auf, der ewig über mir kreiste, bzw. quasi in der Luft stand und scheinbar irgendwas suchte. Später kamen Verstärkung in Form eines Streifenwagens vorbei und zwei Polizisten nebst Spürhund. Meine Polizei-News-Recherche ergab: am Tag davor hatte es am Heidesee gebrannt
Getan II erst abends um 19.00 Uhr ins Freibad gegangen und auf Flutlicht gehofft. Das blieb leider aus. Ich dann zum Bademeister: „Wann geht denn das Flutlicht an?“ „Ja schon eigentlich bei der Late-Night (bedeutet: bis 22.00 Uhr geöffnet). Aber heute noch nicht. Erst, wenn es bisschen früher dunkel wird, ich denke, im Juli/August.“ „Sieht bestimmt cool aus.“ „Jaaa.“ Dann muss ich da nochmal hin
Gelesen das aktuelle Fluter-Heft zum Thema Handwerk (hier gibt’s das kostelose Abo) — super interessant wieder! Und Gedichte* von Heinrich Heine. Das dicke Buch hat mir Papa einfach neulich mitgebracht: „Hier, die gesammelten Heine-Werke für dich.“ Als ich darin blättere hab ich den vollen Flashback. Ich erinnere mich, wie wir früher auf dem Gymi auch Heine-Gedichte gelesen haben, wir hatten so ein kleines Reclam-Heftchen. Fand ich sehr nett, weiß ich noch. Wahrscheinlich war ich wieder die einzige in der Klasse, die die Gedichte gefeiert hat, lol
Getrunken mitgebrachtes Pepsi im Freibad, leider schon lukewarm... während um mich herum die Leute aus ihren großen Kühlboxen Landjäger, Apfelschorle und belegte Brezeln rausholen und sich über Trump unterhalten. Oder über Burkinis. Freibadtalk ist immer lustig
Gegessen griechischen Salat
Gefreut über gleich doppelten Fotosegen aus Italien (und dass K in Opis Fußstapfen tritt und Konversation mit fremden Menschen betreibt, hier mit dem Kapitän eines Vaporettos in Venedig). Schon lustig, wenn Zwillinge gemeinsam auf Studienfahrt gehen. Und K musste natürlich gleich saltotechnisch den Gardasee einweihen. Einen Tag waren sie in Venedig (ich hatte tags zuvor noch zufällig gelesen, dass Jeff Bezos dort vier Tage lang Hochzeit feiert, inklusive Protesten von Greenpeace) und einen in Verona. Selbst L fand es zu voll dort, und sie hat sonst nie Probleme mit vielen Menschen um sich (gleiches Spiel an Giuliettas Balkon). Und diese Blumen überall in Italien, die Bougainvillea und Oleander — wie Explosionen! Die haben mich schon als Kind fasziniert
Gelacht I P ist über das lange Wochenende mit ihrer Freundin nach Garmisch gefahren. Sie schickt Fotos und Textchen von unterwegs, z.B. als sie am Walchensee sind: „Amelie feiert deinen Lieblingssee auch voll! Sie hat gefragt, ob wir hier noch in Deutschland sind?“ (Ist aber echt so — heißt nicht umsonst bayerische Karibik dort) Oder: „Heute waren wir auf der Zugspitze. Sind mit der Zahnradbahn hochgefahren.“ Als sie wieder in Karlsruhe ist, rückt sie mit der ganzen Wahrheit raus: „Ich hab es euch nicht erzählt, damit ihr euch keine Sorgen macht, wir sind runtergelaufen.“ „Wie runtergelaufen?“ „Na, vom Zugspitzplatt die Reintalwanderung über die Partnachklamm zurück.“ „Hahaha, wie bitte? Wie lange wart ihr da unterwegs??“ (Sie konnte mir alle Hütten in der richtigen Reihenfolge auf dem Weg bergab auswendig beim Namen nennen, ohaaa) „Sechseinhalb Stunden und das war noch weniger, als eigentlich auf den Schildern angegeben war. Ich renne praktisch runter, haha Wir haben uns vorher in der Tourist-Information schlau gemacht. Die sehr nette Frau dort hat sich auch bisschen um uns gesorgt, sie meinte, das sei eigentlich was für geübte Wanderer. Aber wir hatten Stöcke dabei. Noch zwei Tage danach hatte ich Muskelkater des Todes.“ Mann, Mann. Wandern von 0 auf 100 und dann gleich so eine lange Strecke
Gelacht II über Opis neue Kreuzworträtselleidenschaft. Jetzt hat er sich speziell Rätsel für Mediziner bestellt
Gelacht III dass den Reise-Zwillingen am Nachmittag vor Abreise einfällt, was noch gewaschen werden muss. Ihr Glück, dass es so warm und die Wäsche so schnell trocken ist (Trocknerfreier Haushalt)
Gewundert I dass P auf lustige, alte, verspiegelte Sonnenbrillen von Omi steht, hehe
Gewundert II über mich selbst — dass ich spontan entschließe, nachdem ich Sonntag morgens um 6.45 Uhr die Zwillinge nach Italien verabschiedet habe, kurz in die Pfalz zu fahren, um ein bisschen in den Weinbergen herumzustreifen. War eh grad wach und es ist so herrlich dort
Gewundert III wie teuer Zigaretten mittlerweile sind. P und ich laufen an der Roten Taube vorbei und gucken auf Ps Wunsch im Vorraum am Zigarettenautomat, ob es „so dünne lange Zigaretten gibt“. Gibt es nicht. Aber diese Preise, krass — 9 Eur eine Schachtel. Als ich damals für meinen Onkel Zigaretten holen war, schickte er mich mit 2 Mark los
Gerätselt über Biermischgetränke auf einer Getränkekarte aus Garmisch. Lustige Namen
Gewünscht eine Klimaanlage oder so Sprühanlagen, die einen immer schön mit kühlem Nebel einhüllen
Gekauft einen Ventilator für L, nachdem sie meinen neuen — exakt einen Tag nach Ankunft — in ihr Zimmer verfrachtet hat. So typisch, haha

Schönes Wochenende!

*Zwei Kostproben:

Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
Steht ein Jüngling-Mann,
Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:

„O löst mir das Rätsel des Lebens,
Das qualvoll uralte Rätsel, 
Worüber schon manche Häupter gegrübelt, 
Häupter in Hieroglyphenmützen, 
Häupter in Turban und schwarzem Barett,

Perückenhäupter und tausend andre
Arme, schwitzende Menschenhäupter —
Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?”

Es murmeln die Wogen ihr ew’ges Gemurmel, 
Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken, 
Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt, 
Und ein Narr wartet auf Antwort.

--

Wir fuhren allein im dunklen
Postwagen die ganze Nacht;
Wir ruhten einander am Herzen, 
Wir haben gescherzt und gelacht.

Doch als es morgens tagte,
Mein Kind, wie staunten wir!
Denn zwischen uns saß Amor,
Der blinde Passagier.



































Samstag, 21. Juni 2025

Blick zurück

Gesehen „Rio in Berlin“ in der Mediathek, eine Doku. Rio Reiser wäre diesen Februar 75 Jahre alt geworden. Mein Bruderherz hatte die „RIO I.“-Schallplatte — mit so schönen Songs wie „Junimond“ und „Für immer und dich“ — die lief bei uns damals rauf und runter
Getan meine beiden liebsten blauen und roten Wiesenblumen weiterverarbeitet zu a) Karten (Kornblume) und b) Mini-Stempeln (Klatschmohn-Kapsel)
Gelesen lustige Kennzeichenschilder und schöne Texte an der Lukaskirche beim Spazierengehen
Getrunken Leyla-Coca Cola im Wald, auf dem Rückweg meiner kleinen Radtour über Bulach nach Rüppurrmit kurzen Zwischenstopps beim Blumenzumselberschneidenfeld, auf dem Friedhof und in der Kirche — und vorbei an Pappeln, Kornblumenmeer und vielen Häusern mit Fensterläden. Ich steh voll auf Fensterläden. Immerhin gibt’s in Garmisch an der Ferienwohnung welche — ich liebe es, die jeden Abend zu zu machen. Viel lieber als unsere hässlichen Plastikrollläden hier runter zu lassen, uah
Gegessen Nektarinen, Kirschen, Erdbeeren, Wassermelonen und Grannies in wechselnder Reihenfolge
Gefreut I dass K so eine Freude hat am Sprungturm, noch immer. Er schickt Filmchen aus Waghäusel, wo der nächste 10-Meter-Turm steht. Leider hat er die falsche Zeit erwischt (sprich, er war zu spät dran), weil es dort folgende Regel gibt: jeder Turm ist eine halbe Stunde geöffnet. „Erst der 1er eine halbe Stunde, dann der 3er, der 5er, der 7,5er und dann erst der 10er. Das dauert dann zwei Stunden, bis der 10er auf ist. Das hat mir nicht mehr gereicht.“ Und so hat er es „nur“ bis zum 7,5er geschafft diesmal. Im Anschluss schickte mein Bruder eine Horrormeldung aus seiner Gegend in die Gruppe, nämlich diese hier. Mein absoluter Alptraum. So unendlich schlimm
Gefreut II dass K das mit dem Alkohol genauso sieht wie der Basketballspieler DeMar DeRozan (was für ein Name)
Gefreut III dass zwar wenig Blumen auf dem Feld zu schneiden waren (zu spät für Pfingstrosen, zu früh für Gladiolen) — dafür aber hübsche Artischocken. Und eine einzelne Iris hab ich auch gefunden und mitgenommen
Gelacht I über eine funny Notiz von K. Auf einer ganzen karierten DIN-A4-Seite steht in großen Lettern: „BIN BEI ANTONIO HAARE SCHNEIDEN. KOMME SPÄTER (RECHTZEITIG).“ „Rechtzeitig“, hehe, es stand nämlich noch ein Termin danach an, deswegen fand er diesen Zusatz scheinbar sehr wichtig. Ich freu mich immer über seine Zettel, auch, weil die so rar sind
Gelacht II über einen noch verpackten Feuerlöscher im Freibad, der saß einfach vor den Umkleiden auf der Bank
Geärgert dass mein Fahrradkorb nur noch an einem seidenen Kabelbinderfaden hängt und ich das erst unterwegs bemerke, als ich den Korb befüllen will mit meinen Drogeriemarkt-Einkäufen. Drei von vier Kabelbindern sind einfach abgegangen, top
Gewünscht die Haut von L. Nach zwei Tagen im Freibad und am See sieht sie gefühlt aus wie nach einem 4-wöchigen Strandurlaub. Gemein
Gekauft meine Jahresration Fisherman’s Friends, wie immer bei Metro. Ich mag die Riesenregale dort und, noch besser, diese Riesenpackungen. Und exakt jedes Mal bleib ich vor diesen typischen Pommesbuden-Salzstreuern stehen und überlege, einen mitzunehmen. (Beim nächsten Mal. Definitiv!) Hatten wir nämlich ganz früher zuhause und erinnert mich außerdem an meine Kindheit, an endlose Sommer im Freibad mit den besten Pommes
Gekauft Ein Reclamheft mit Texten* von Rio Reiser. I like

Schönes Wochenende!

*Kostprobe:

Der Traum ist aus

Ich hab geträumt
Der Winter wär vorbei
Du warst hier
Und wir warn frei
Und die Morgensonne schien
Es gab keine Angst
Und nichts zu verliern
Es war Friede bei den Menschen
Und unter den Tieren
Das war das Paradies

Der Traum ist aus
Der Traum ist aus
Aber ich werde alles geben
Dass er Wirklichkeit wird

Ich hab geträumt
Der Krieg wär vorbei
Du warst hier
Und wir warn frei
Und die Morgensonne schien
Alle Türen waren offen
Die Gefängnisse leer
Es gab keine Waffen
Und keine Kriege mehr
Das war das Paradies