Mittwoch, 10. Juni 2015

Zu Gast bei... Indre – im neuen Zuhause

Indre war vor einiger Zeit bereits Teil meiner Zu-Gast-Reihe, damals noch in ihrem Altbau. Nun gibt es Neues zu zeigen, denn Indre ist umgezogen. Seit etwa vier Wochen lebt sie mit ihrer Familie in einem Neubau in Friedrichshain. Spannend auch, diesen Wandel mit zu verfolgen! Auf ihrem Blog hat Indre regelmäßig unter der Rubrik „M i Ma zügelt“ berichtet. Ich bin sehr begeistert vom neuen Nest – und das als bekennender Altbau-Fan! Ich freue mich, dass sie mir ein paar Fragen beantwortet und sehr schöne Einblicke gewährt hat – Bühne frei für Indre und ihr großartiges Refugium!

Alle Fotos © Indre











Von welchem Bezirk in welchen Bezirk seid ihr gewechselt? Und wie unterscheiden sich diese Bezirke?
Wir sind von West- nach Ostberlin, von Schöneberg nach Friedrichshain gezogen. Das kommt einem kleinen Weltenwechsel gleich. Während Schöneberg eher gesetzt und ruhig, belesen und entspannt ist, ist Friedrichshain quirlig, bunt, verrückt und experimentierfreudig. Wenn Schöneberg kulturell vielfältig ist, ist Friedrichshain ein Potpourri der Lebensstile. Hier treffen alle erdenklichen Haltungen und Stilrichtungen aufeinander (und das leider nicht immer, aber meistens friedlich): Punk, Lohas, White Trash, Gothic, Bionade-Biedermeier, Faschos, Ökos, Linke, Normalas, Spießer, Bohème und Bourgeoisie. 

Ihr wohntet lange Zeit in einem Altbau – wie kamt ihr auf die Idee, in einen Neubau zu ziehen?
Das war weniger eine Idee als eine plötzliche Eingebung. Anfangs hatten wir die Option Neubau gar nicht auf dem Radar und haben uns nur Altbauten angesehen. Aber der Markt für Altbauwohnungen war zu der Zeit als wir suchten vollkommen verrückt. Auf der einen Seite wurden verbaute „Löcher“ mit einer Infrastruktur aus dem 19. Jahrhundert zu intergalaktischen Preisen angeboten, auf der anderen Seite mussten Wohnungsbewerber/innen quasi Assessment-Center durchlaufen, um sich am Ende doch eine Absage abzuholen. Eines Abends sind wir rein zufällig auf ein Neubauprojekt gestoßen und fanden das plötzlich eine durchaus attraktive Alternative.

Welche Herausforderungen gab es bei der Planung?
Die größte Herausforderung für mich war die Weitsicht und das Vorstellungsvermögen, das man mitbringen bzw. entwickeln muss. Alle Entscheidungen – ob Grundrissgestaltung, Zimmeraufteilung oder Steckdosenplatzierung – mussten wir auf Basis eines zweidimensionalen Architektenplans treffen. Um festzulegen, wo wir wie viele Steckdosen und Lichtschalter haben wollen, mussten wir aber eigentlich schon wissen, wie wir die Wohnung einrichten und uns darin bewegen würden. Das war nicht ganz ohne. Hat aber – bisher – erstaunlich gut funktioniert. Die Möbel stehen weitgehend da, wo wir sie geplant haben. Ziemlich kniffelig waren auch all die Grundsatzfragen zu Beginn: offene oder geschlossene Küche, ein Badezimmer oder zwei, vier Zimmer oder drei?Wir haben uns schließlich für die offene Variante entschieden, was soviel heißt wie: Wohn-Ess-Küche, 3 statt 4 Zimmer und 1 großes, statt 2 kleine Bäder. Bisher bereue ich diese Entscheidung nicht.

Gibt es eine Anekdote aus der Bauphase?
Ach, da gibt es einige. Aber am „schönsten“ ist wohl die Geschichte vom fehlenden Fenster. Und die ergab sich in etwa so: Eines schönes Tages im Frühjahr 2014 besuchten wir wieder einmal die Baustelle und es ergab sich die Gelegenheit, erstmals einen Blick in den Innenhof zu werfen. Neugierig wie ich bin, packte ich sie beim Schopfe. Doch beim Anblick unseres Seitenflügels traf mich der Schlag. Dort, wo das 2. Fenster des Kinderzimmers sein sollte, erblickte ich – ja, richtig – eine Mauer. In meiner Panik habe ich sogleich dem Projektleiter geschrieben, was sicher eine Überreaktion war. Aber in dem Moment sah ich nur ein düsteres Schlauchzimmer mit einem depressiven Kind darin vor mir. Am Ende ist alles gut gekommen. Ma hat ein wunderschönes helles Zimmer mit zwei großen Fenstern ;)

Vermisst du etwas aus der alten Wohnung?
Bisher vermisse ich tatsächlich nichts aus der alten Wohnung. Aber wir wohnen ja auch erst rund 4 Wochen hier und sind noch nicht vollständig gelandet. Es fühlt sich immer noch ein wenig wie Ferienwohnung an. Hin und wieder packt mich allerdings die Sehnsucht nach unserem alten Kiez. Der war/ist schon einfach sehr, sehr schön! Aber unseren neuen konnte ich auch noch gar nicht recht entdecken. Ich bin sicher, er ist wenn auch anders, genauso schön. Und er wird sich noch verändern und weiterentwickeln, wenn all die neuen Menschen in die vielen, vielen Neubauten gezogen sind, die hier entstanden sind und noch entstehen.

Wo ist dein Lieblingsplatz in der neuen Wohnung?
Das kann ich noch nicht abschließend beantworten. Es gibt so viele schöne Plätze, und je nachdem was ich tue, mag ich den ein oder anderen besonders gern. Morgens sitze ich am liebsten auf dem Sofa und lasse meinen Blick über den Balkon ins Straßengrün schweifen. Zum Lesen liege ich am liebsten auf der Liege im Erker und zum Ausruhen ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück, das ich viel mehr mag als das alte. Wie auch die Küche. Ich kann beim Kochen ganz weit sehen. Das ist toll.

Was sagt Ma zu ihrem neuen Zuhause?
Ma mag ihr neues Zuhause. Ich habe den Eindruck, dass ihr die weiten offenen Räume behagen. Besonders schön aber ist es für sie, dass hier viele Familien mit Kindern leben, die sich unten im Hof treffen, miteinander spielen und dann von einer Wohnung in die nächste ziehen. Sie hat bereits erste Freundschaften geschlossen und kennt schon einige Kinder aus ihrer künftigen Schule. Das ist einfach ein großes, großes Glück!

Vielen Dank an Indre für die Fotos und das Interview!

10 Kommentare:

  1. Ein schönes Interview und wunderbare Einblicke in Indres neues Zuhause. Und vieles kommt mir so bekannt vor, denn ich bin auch eine von den Altbauliebhabern die aus allerleii Gründen dann doch beim Neubau gelandet ist (und die Planungsphase in vollen Zügen genossen hat).
    LG und Danke für das schöne Interview,
    Mecki

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  2. Willkommen im Friedrichshain. Und ja, die Altbauten sind wirklich zu intergalaktischen Preisen vermietet - und teilweise absolut ungerechtfertigt. Deine Wohnung sieht super super super aus!

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  3. Ohhh so viele tolle Möbel.. und alles passt so schön zusammen *seufz*


    Viele liebe Grüße

    Franzy

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  4. Bin begeistert....

    Viele Grüße

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  5. Tolle Wohnung und da sieht man mal, dass auch Neubauten eine Seele haben können. Und auch wenn ich schon vor vielen Jahren Stadtteile gewechselt habe (wenn auch in München), das Heimweh nach dem alten Kiez kenne ich immer noch. Aber auch wir sind damals von einer kinderarmen in eine kinderreiche Gegend gezogen und im Rückblick war das die beste Entscheidung überhaupt.
    Liebe Grüße und Dank für die Einblicke,
    Karin

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  6. Tolles Interview und schöne Fotos, ein Refugium für die Seele ist so wichtig... Liebe Grüße

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  7. Super schön!! Aber ich muss gestehen, dass mir nach einem Jahr Neubau, an dem es wirklich nichts zu meckern gibt der Altbaucharme doch irgendwo fehlt, allein das Licht fällt ganz anders in einem Altbau... Bin gespannt wie es Indre nach einiger Zeit geht, aber eigentlich gibt es keinen Grund zu meckern, allein der Blick! : )

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  8. Wirklich wunderschön, aber ich bin und bleibe einfach Altbaufan! Liebe Grüße, Stephanie

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  9. Danke für die schönen Rückmeldungen und dir, liebe Julia, für die Einladung!

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  10. Absolut schönes und stylishes Zuhause! War nicht anders zu erwarten, von der guten Indre!!

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Danke für deinen Kommentar!