Donnerstag, 28. Mai 2015

Zu Gast bei... Kirsten van den Bogaard

Heute gibt es einen ganz besonderen Einblick. Es ist kein Haus- sondern ein Atelierbesuch, zu sehen sind mehr als sieben Bilder und die Fragen lauten diesmal ebenfalls anders. 

Das kam so: Von Zeit zu Zeit entnehme ich aus meinem Regal ein Kunstbuch und blättere es durch, um mich neu zu inspirieren. In diesem Fall war es der Katalog „Salon der Gegenwart 2012“. An einem Bild von Kirsten van den Bogaard blieb ich hängen: Eine fotorealistische Malerei, genauer die Rückansicht einer Dame auf schwarzem Grund. Ich klickte mich durchs Netz und fand weitere Bilder dieser Art, die sogenannten „Beobachtungen“. Phi blickte mir dabei über die Schultern und war genauso fasziniert wie ich (und ungläubig: „Sind das wirklich keine Fotos??“). Später fand ich die „Beobachtung 15:20:41“  – oder fand sie mich? Sie erinnerte mich sofort an ein Foto von mir aus dem Jahre 2001. Verblüffend. Zauber.

Als ich eine Einladung zur Art Karlsruhe erhielt, wo auch Kirsten van den Bogaard ausstellen sollte, packte ich die Gelegenheit beim Schopf, schnappte Mann und Kind und besuchte die Künstlerin aus Köln vor Ort. Ich wollte unbedingt wissen: Wer malt so toll? Und dann begegneten wir uns – aufregend! Was für ein netter, entspannter und herzlicher Mensch. 

Ich freue mich, dass sie sofort ja gesagt, ein paar Fragen beantwortet und beeindruckende Einblicke in ihr Atelier gewährt hat – Bühne frei für Kirsten van den Bogaard!

Alle Fotos © Kirsten van den Bogaard













Wann wussten Sie, dass Sie Malerin werden wollen?
Das Atelier meines Vaters war mein absoluter Lieblingsort. Hier durfte ich mit ausrangierten Buntstiften, Layoutmarkern und Plaka-Farbe auf großen Skizzenblöcken stundenlang zeichnen und malen. Mit der
Selbstverständlichkeit einer Vierjährigen war es sonnenklar, dass ich, wenn ich groß bin, auch mal ein Atelier haben werde.

Gibt es noch andere Künstler in Ihrer Familie?
Oh ja, mein Bruder Michael ist Fotograf. Und unser Vater steht mit 80 Jahren immer noch in dem bereits erwähnten Atelier an der Staffelei. 2010 hatten wir drei van den Bogaards auf Initiative des heimischen Kulturamtes eine eigene Ausstellung mit dem naheliegenden Titel „Dreifach“. Das war für uns spannend und auch sehr bewegend: drei Künstler, zwei Generationen, eine Familie.

Seit wann gibt es die „Beobachtungen“ und wie entstehen sie?
Die Situation dürfte jedem vertraut sein: Man sitzt irgendwo, hat gerade nichts zu tun und betrachtet andere. Da machen sich die Gedanken schnell selbstständig und erfinden Geschichten zu den Unbekannten. Je weniger man über die Personen weiß, desto mehr ergänzt die eigene Phantasie. So male ich meine Passanten ohne Umgebung, ihre Gesichter sind meist abgewendet oder verdeckt. Ich erfinde sie mit dem Pinsel einfach neu. Beobachtungen sind oft flüchtig, deshalb spazieren meine Protagonisten in oder durch das Bild, so scheint es. Nur die Sekunde des Augenblicks halte ich fest: im Bildtitel.

Warum wählten Sie als Trägermaterial Alu-Dibond?
Es war die Quadratur des Kreises: Zum einen wollte ich mich von der groben Struktur der Leinwände verabschieden. Zum anderen suchte ich nach etwas, das die (ich übertreibe mal: angestaubte) Malerei in die Jetztzeit holen sollte. Und nach etwas, das vielleicht auch noch meinen Leitgedanken „Beobachtung“ verstärken könnte – puh. Dann entdeckte ich vor fast 10 Jahren die hochglänzende Variante des populären Fototräger-Materials. Der Effekt: Die Betrachter (und ihre Umgebung) spiegeln sich in meinen Arbeiten. Sie werden zur gemalten Figur ergänzt und beobachten sich beim Beobachten. Das Bild ist komplett.

Welche Menschen kaufen Ihre Werke?
Das können allesamt nur sehr nette Menschen sein. ;-)

Kennen Sie viele Käufer persönlich?
Einige, doch, ja. Gelegenheiten dazu bieten sich bei den Eröffnungen der Ausstellungen und Kunstmessen. Es interessiert mich natürlich sehr, wer mein Werk erworben hat und es ist schön, sich darüber zu unterhalten oder Schnappschüsse vom neuen Zuhause der Gemälde zu sehen. So habe ich beispielsweise erfahren, dass meine extraschmalen Hochformate häufig in die Diele gehangen werden. Ein Sammler befürchtete, das könnte mich ärgern, aber ganz im Gegenteil: Das dortige Kommen und Gehen passt doch prima!

Können Sie sich leicht von Ihren Werken trennen?
Nein, nicht wirklich. Deshalb plane ich Ausstellungen weit im Voraus und stelle die Werke mehr als rechtzeitig fertig. Sie kommen dann erst mal an die eigene Wand. Mein Mann und ich nennen das etwas albern „Abwohnen“, wir verzögern so den Auszug ein bisschen, das hilft.

Von was träumen Sie?
Dass ich, wie mein Vater, bis ins hohe Alter malen kann.

Vielen Dank an Kirsten für das Interview und die Fotos!

6 Kommentare:

  1. Ein ganz wunderbarer Einblick :). Danke dafür. Liebe Grüße, Sabine

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  2. sehr sehr interessant und tolle Arbeiten - ich habe mich gleich mal auf ihrer Seite umgesehen! Danke! Liebe Grüße, Carolin

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  3. DANKE, DANKE und noch einmal DANKE, liebe Julia

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  4. Wow, das sidn wirklich unglaublich tolle Bilder!
    Die Frau hat's einfach drauf .. ume smal so salopp zu sagen :)

    Ganz viele liebe Grüße

    Franzy

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Danke für deinen Kommentar!