Das kam so: Von Zeit zu Zeit entnehme ich aus meinem Regal ein Kunstbuch und blättere es durch, um mich neu zu inspirieren. In diesem Fall war es der Katalog „Salon der Gegenwart 2012“. An einem Bild von Kirsten van den Bogaard blieb ich hängen: Eine fotorealistische Malerei, genauer die Rückansicht einer Dame auf schwarzem Grund. Ich klickte mich durchs Netz und fand weitere Bilder dieser Art, die sogenannten „Beobachtungen“. Phi blickte mir dabei über die Schultern und war genauso fasziniert wie ich (und ungläubig: „Sind das wirklich keine Fotos??“). Später fand ich die „Beobachtung 15:20:41“ – oder fand sie mich? Sie erinnerte mich sofort an ein Foto von mir aus dem Jahre 2001. Verblüffend. Zauber.
Als ich eine Einladung zur Art Karlsruhe erhielt, wo auch Kirsten van den Bogaard ausstellen sollte, packte ich die Gelegenheit beim Schopf, schnappte Mann und Kind und besuchte die Künstlerin aus Köln vor Ort. Ich wollte unbedingt wissen: Wer malt so toll? Und dann begegneten wir uns – aufregend! Was für ein netter, entspannter und herzlicher Mensch.
Ich freue mich, dass sie sofort ja gesagt, ein paar Fragen beantwortet und beeindruckende Einblicke in ihr Atelier gewährt hat – Bühne frei für Kirsten van den Bogaard!
Alle Fotos © Kirsten van den Bogaard
Wann wussten Sie, dass
Sie Malerin werden wollen?
Das Atelier meines
Vaters war mein absoluter Lieblingsort. Hier durfte ich mit ausrangierten
Buntstiften, Layoutmarkern und Plaka-Farbe auf großen Skizzenblöcken stundenlang
zeichnen und malen. Mit der
Selbstverständlichkeit
einer Vierjährigen war es sonnenklar, dass ich, wenn ich groß bin, auch mal ein
Atelier haben werde.
Gibt es noch andere
Künstler in Ihrer Familie?
Oh ja, mein Bruder Michael
ist Fotograf. Und unser Vater steht mit 80 Jahren immer noch in dem bereits
erwähnten Atelier an der Staffelei. 2010 hatten wir drei
van den Bogaards auf Initiative des heimischen Kulturamtes eine eigene
Ausstellung mit dem naheliegenden Titel „Dreifach“. Das war für uns spannend
und auch sehr bewegend: drei Künstler, zwei Generationen, eine Familie.
Seit wann gibt es die
„Beobachtungen“ und wie entstehen sie?
Die Situation dürfte
jedem vertraut sein: Man sitzt irgendwo, hat gerade nichts zu tun und betrachtet
andere. Da machen sich die Gedanken schnell selbstständig und erfinden
Geschichten zu den Unbekannten. Je weniger man über
die Personen weiß, desto mehr ergänzt die eigene Phantasie. So male ich meine Passanten
ohne Umgebung, ihre Gesichter sind meist abgewendet oder verdeckt. Ich erfinde
sie mit dem Pinsel einfach neu. Beobachtungen sind oft flüchtig, deshalb spazieren
meine Protagonisten in oder durch das Bild, so scheint es. Nur die Sekunde des
Augenblicks halte ich fest: im Bildtitel.
Warum wählten Sie als
Trägermaterial Alu-Dibond?
Es war die Quadratur
des Kreises: Zum einen wollte ich mich von der groben Struktur der Leinwände
verabschieden. Zum anderen suchte ich nach etwas, das die (ich übertreibe mal:
angestaubte) Malerei in die Jetztzeit holen sollte. Und nach etwas, das vielleicht
auch noch meinen Leitgedanken „Beobachtung“ verstärken könnte – puh. Dann entdeckte ich vor
fast 10 Jahren die hochglänzende Variante des populären Fototräger-Materials. Der
Effekt: Die Betrachter (und ihre Umgebung) spiegeln sich in meinen Arbeiten. Sie
werden zur gemalten Figur ergänzt und beobachten sich beim Beobachten. Das Bild
ist komplett.
Welche Menschen kaufen
Ihre Werke?
Das können allesamt
nur sehr nette Menschen sein. ;-)
Kennen Sie viele
Käufer persönlich?
Einige, doch, ja.
Gelegenheiten dazu bieten sich bei den Eröffnungen der Ausstellungen und
Kunstmessen. Es interessiert mich natürlich sehr, wer mein Werk erworben hat
und es ist schön, sich darüber zu unterhalten oder Schnappschüsse vom neuen
Zuhause der Gemälde zu sehen. So habe ich
beispielsweise erfahren, dass meine extraschmalen Hochformate häufig in die
Diele gehangen werden. Ein Sammler befürchtete, das könnte mich ärgern, aber
ganz im Gegenteil: Das dortige Kommen und Gehen passt doch prima!
Können Sie sich leicht
von Ihren Werken trennen?
Nein, nicht wirklich.
Deshalb plane ich Ausstellungen weit im Voraus und stelle die Werke mehr als
rechtzeitig fertig. Sie kommen dann erst mal an die eigene Wand. Mein Mann und
ich nennen das etwas albern „Abwohnen“, wir verzögern so den Auszug ein
bisschen, das hilft.
Von was träumen Sie?
Dass ich, wie mein Vater, bis ins hohe Alter malen kann.
Vielen Dank an Kirsten für das Interview und die Fotos!
Ein ganz wunderbarer Einblick :). Danke dafür. Liebe Grüße, Sabine
AntwortenLöschenGerne! Liebe Grüße zurück!!
Löschensehr sehr interessant und tolle Arbeiten - ich habe mich gleich mal auf ihrer Seite umgesehen! Danke! Liebe Grüße, Carolin
AntwortenLöschenDANKE, DANKE und noch einmal DANKE, liebe Julia
AntwortenLöschenBITTE BITTE BITTE :) Liebe Grüße!!
LöschenWow, das sidn wirklich unglaublich tolle Bilder!
AntwortenLöschenDie Frau hat's einfach drauf .. ume smal so salopp zu sagen :)
Ganz viele liebe Grüße
Franzy