Dienstag, 6. November 2012

Zu Gast bei... Tine von matimuk

Tines Wohn-Bilder sind unaufgeregt und schlicht, viel Weiß, ein bisschen Schwarz, wenig Farbe – und genau nach meinem Geschmack. Obwohl ich ja selbst ein „Buntkopf“ bin; aber wahrscheinlich gerade deshalb fasziniert mich das Andersartige. Zusammen mit ihrem Freund Matti schreibt Tine den wunderbaren Blog matimuk. Die beiden leben zur Zeit in Zürich, wo Tine Architektur studiert. Tine war so nett, meine sieben Fragen zu beantworten. Vorhang auf für ganz viel schlichte Schönheit.

















































Dein Lieblingsort?
Den Lieblingsort an sich gibt es für mich (glaube ich) nicht. Für mich ist das eher ein Moment, ein Augenblick, manchmal nur eine Sekunde die in Verbindung mit einem bestimmten Ort steht bzw. mich an diesen erinnert. Wenn ich die frühe Stunde am Morgen genieße, Kaffee aufsetze, auf das Blubbbern warte, welches mir verrät, der Kaffee ist fertig dann ist es die Küche. Wenn sich im Gebirge der Nebel auflöst und ich plötzlich Farben sehe, die ich nicht beschreiben kann, dann ist es genau dieser Ort. Oder die kurze Zeit am Morgen wenn die Stadt erwacht, man läuft durch die Straßen, Tische werden aufgeklappt, Blumen gegossen, der Markt bestückt, oft verbunden mit einem Geruch, da kann ich stehen und staunen. Der Ort an dem ich die erste Schneeflocke des Winters sehe ist auch immer ganz speziell in meinem Kopf. Ja, man könnte das unendlich weiter stricken.
In unserer Wohnung wird das schwierig. Ma und ich wohnen zur Zeit in zwei Zimmern und es gibt wenig Platz für den Lieblingsort. Vielleicht bin ich auch generell der Meinung, dass man sich nicht zu sehr an so etwas binden sollte. Da geht es mir eher um Atmosphären und die Menschen, die etwas hervorrufen als um einen speziellen Raum oder die geografische Lage.

Deine Lieblingsfarbe?
Pauschal würde ich sagen Töne in Schwarz und Weiß, wobei das so auch nicht stimmt. Ein bunter Vogel bin ich mit Sicherheit nicht, aber den ein oder anderen Farbklecks kann ich schon vertragen wenn es passt. Das ist wohl ausschlaggebend. Die Dinge müssen sich fügen, dürfen sich durch ihre Farbe nicht anbiedern oder zu wichtig nehmen. 

Dein Lieblingsmaterial?
Beton, Holz und Papier.
Meine Liebe zu Beton begann bereits im zarten Grundschulalter. Ich war mit meinen Eltern an der französischen Atlantikküste und der Anblick der Bunker des zweiten Weltkrieges (so schlimm es klingt) hat es mir angetan. Meine Eltern machten sich natürlich unglaublich Sorgen, dachten mit dem Kind stimmt etwas nicht. Beeindruckt haben mich schlicht ihre bizarre Form, ihre ästhetische Erscheinung. Das ist bis heute geblieben. Unabhängig von deren  Geschichte, die natürlich furchtbar ist. Ich sehe sie losgelöst, nur als Objekt. Ebenso wie die massiven Staumauern der Schweiz. Ihre Ausstrahlung ist einzigartig und an Ästhetik kaum zu übertreffen. Ich könnte stundenlang dort sitzen und schauen. Sehe ich irgendwo Beton, muss ich ihn berühren. Dieses Material hat so viele Gesichter, mal derb und hart, dann samt weich.

Und Holz. Holz muss man einfach mögen. Es kommt aus der Natur und fast jeder liebt es (im Gegensatz zu Beton). Allein der Geruch und das Knacken. Es lebt irgendwie. Da gibt es nicht viel zu sagen.

Papier. Papier ist einfach toll. Ich liebes es zu falten und damit Dinge zu gestalten. Wenn ich etwas anfangen würde zu sammeln, dann Papier. Als Kind hab ich spezielle Schokoladenpapiere aufgehoben, den Papierkorb meines Vaters durchforstet, in der Hoffnung etwas neues zu entdecken. Bis heute hebe ich schöne Papiertüten auf und ich habe den Tick mir alles als Geschenk verpacken zu lassen um zu sehen wie andere mit Papier umgehen.

Dein Lieblingskünstler /Designer?
Jean Prouvé. Oft verkannt und vergessen. Für mich einer der Möbeldesigner. Seine Schreib- und Schultische finde ich einmalig und ich wäre gerne im Besitz seines Standard Chairs. Ein weiterer gern gesehener Klassiker ist natürlich Egon Eiermann und, um noch einen Zeitgenossen zu nennen: Konstatin Grcic. Für mich derzeit der beste Möbel- und Produktdesigner. Nicht zu vergessen natürlich die üblichen Verdächtigen aus Skandinavien. Wobei ich sagen muss, dass ich langsam an einen Punkt angekommen bin wo ich mich (leider) satt gesehen habe. Das Design aus dem hohen Norden ist mittlerweile Allgegenwärtig. Einerseits freut es mich, denn als Architekt hat man oft mit Menschen zu tun, die absolut kein Gespür für derart Dinge haben und man ist schon hoch erfreut wenn sich der Bauherr zu einem Arne Jacobsen Stuhl durchringen kann. Ich persönlich freue mich jedoch immer wenn ich schöne Dinge entdecke, die mir neu sind.

Bernd und Hilla Becher bewundere ich sehr für ihre Fotografien. Ebenso wie Candida Höfer, Thoams Ruff und natürlich Andreas Gursky, die allesamt Schüler der beiden waren. Und, wo wir bei Fotokunst sind: Walter Niedermayr, ganz groß.

Für Max Bills Beiträge zur Konkreten Kunst (sowie für seine Möbel) kann ich mich begeistern und – bei aller Kritik an ihm – Marcel Duchamp hat etwas was mich fängt. Ebenso wie Gordon Matta Clark und das Mysterium um „Window Blowout“ und die Performance Künstlerin Trisha Brown.

Mein wirklicher Star ist jedoch „der ewig Suchende“ Alberto Giacometti, nicht nur wegen seiner Skulpturen, auch seine Lebensgeschichte ist faszinierend.

Dein Lieblingsmöbelstück?
Ein kleiner Schreibtisch mit passendem Schränkchen meiner Großmutter. Momentan stehen die beiden aber im Arbeitszimmer meiner Mutter, da bei uns derzeit kein Platz ist. Aber ich freue mich wenn sie endlich bei mir sind. Ja und natürlich die berühmten Küchenhängeschränkchen aus den fünfziger Jahren. Wir haben sie von einer lieben alten Dame bekommen, die in München über uns wohnte. Irgendwann musste sie leider ausziehen, sie hat an uns gedacht und uns die schönen Stücke geschenkt. Die Freude war groß. Wir haben sie auf den Kopf gedreht und sie dienen uns nun als Stauraum im Arbeits-Wohnzimmer. Eine wirklich schöne Erinnerung.

Die nächste geplante Wohnanschaffung?
Geplant ist nichts. Am liebsten erst einmal eine neue (größere) Wohnung. Hätte ich allerdings einen Wunsch frei wäre es die Wandleuchte „Potence“ von Jean Prouvé.

Deine Lieblingsshops? 
Hier in Zürich: Making Things und der ea Shop.
Online: Industreal, Bookhou, La Mesa, der Shop vom Gestalten Verlag und - heiß geliebt –der Brookfarm General Store, sowie die, die man (Frau) so kennt.

Lieben Dank an Tine für die Fotos und das kleine Interview.

10 Kommentare:

  1. eine tolle wohnung und das sage ich, obwohl ich so ganz anders lebe :) ich hab mich zum glück nicht so geärgert bei der couch, eher war ich genervt über den anscheinend doch vorhandenen neid mancher gelnagweilter menschen!

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  2. Vielen Dank für diesen schönen Einblick! Lese und schaue auch gerne auf ihren Blog und freue mich nun über die persönlichen Innenansichten. Meine sind denen sehr ähnlich, auch wenn ich es nicht schaffe, diese wunderschöne Klarheit im Wohnen beizubehalten. Schöne Grüße!

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  3. wunderbare einblicke, so klar und eindeutig, das schwarz, das weiß und die mischung, das grau. die klassiker.
    herrlich, danke <3

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  4. Ich würde mich unglaublich wohl fühlen in Tines 4 Wänden. Holz, Beton und Papier finde ich ebenfalls wunderbare Materialien.
    Aber dass Du Dir Geschenke verpacken lässt, die dann gar nicht verschenkt werden... das finde ich großartig!
    LG, Annette.

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  5. Klasse!
    Und die Leuchte habe ich auch schon oft bewundert, wusste aber nicht dass diese von Prouvè ist.

    Wie immer ein tolles Interview.

    LG

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  6. wunderschön ist es bei der lieben tine...

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  7. Vielen Dank für das schöne Interview. Vieles kann ich unterstreichen, vor allem die Farben, die sich nicht in den Vordergrund spielen dürfen und auch die Lieblingsmaterialien - die bei mir allerdings Papier, Holz, Beton statt Beton, Holz, Papier heissen würden. :-)

    Lieber Gruß,
    Katja

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  8. Fotos und Antworten passen toll zueinander, man merkt, das gelebt wird, was gesagt wird. :)

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  9. danke für den tollen auftritt liebe julia..und euch danke für die netten worten..und glaubt mir..trotz aller klarheit möchte sicher niemand von euch mit unseren kleinen vier wänden tauschen..vielleicht liegt darin ja das geheimnis..ohne diese "klarheit" würden wir in unseren zwei zimmerchen wohl verrückt werden.. :)

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  10. oh, ich habe wieder ganz viel mitgenommen aus den sieben :) danke tine, danke julia!

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Danke für deinen Kommentar!