Dass Eltern ihr Kind für das tollste der Welt halten, ist voll normal. Das tu ich auch und das gilt für alle meine Kinder. Aber eines der drei bewundere ich gerade ganz besonders. Weil sie ihren Traum lebt und das alles so meistert, als hätte sie nie irgendetwas anderes gemacht. Seit ein paar Wochen ist die Große in den USA. Das war ihr eigener Wunsch. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass so etwas in ihr schlummert, geschweigedenn dass sie das tatsächlich durchzieht. Aber es ist so. Und ich finde es großartig!
Die erste Zeit war hart. Nicht für sie, sondern für mich. Bei ihr hatte ich nie den Eindruck, als hätte sie Heimweh oder andere Probleme. Ich bin ziemlich stolz, dass sie ein ganzes Jahr alleine in der fremden Ferne verbringt. Deshalb ist sie mein erklärter Liebling der Woche, wobei ich natürlich kein Lieblingskind habe, ist klar. Von Zeit zu Zeit schickt sie Bilder und Nachrichten von drüben, die ich hier versuche, in einem Buch zusammenzufassen. Drüben, das ist ein kleines Dorf in New York Upstate in der Region der Finger Lakes (mit dem zweitgrößten Weinanbaugebiet nach Kalifornien!), mit einer High School mit nur rund 300 Schülern und kleinen Klassen.
Letzten Sonntag fuhr man mal eben zu den Niagarafällen. Im März geht es für zwei Wochen nach Florida, per Auto. Samstag war Homecoming Ball („Ich brauche ein Kleid und hohe Schuhe!“) und dann kommt bald Thanksgiving... Abenteuer reiht sich an Abenteuer. Mit der Schule klappt es auch gut. Die Lehrer seien keine Autoritätspersonen, sondern eher Freunde. Sport macht man nicht im Verein, sondern im Schulteam. Und das sehr, sehr intensiv. Jeden Tag wird im Anschluss an den Unterricht trainiert (in ihrem Fall Feldhockey) und jeden zweiten Tag findet ein Spiel statt.
Generell ist man sehr aktiv, trifft sich bei Freunden, macht hier ein BBQ, da eine Übernachtung mit der ganzen Mannschaft, besucht Football-Spiele, verbringt ein Wochenende am See mit dem Camper, geht wandern oder ins Kino („Hier gibt es Liegesessel!!“). Reiten hat sie gelernt — und angeln. Beides während der allerersten Woche mit ihrer Gastfamilie, die drei Pferde, zwei Hunde und eine Katze besitzt und über die sie sagt „Die sind so crazy wie wir, das passt gut.“ (ahaaaa), um mir dann auf Englisch weiterzuschreiben: „You should come here with me next year or something and go to all the parties. They dance even tho they don’t know how to, and nobody cares.“ Wir schreiben in einem Deutsch-Englisch-Gemisch hin und her, das ist lustig. Gott sei Dank gibt es heute diese ganzen Messenger-Dienste und Facetime.
Mir kommt das alles vor wie Zeitraffer. So viel Neues in kürzester Zeit. Wow. Wenn es für mich aus der Ferne schon verrückt klingt, wie mag es erst real sein? Die Sprache scheint auch ziemlich gut zu funktionieren. So gut, dass ein Lehrer sie nicht als Austauschschülerin identifizierte und ein „Bro“, der ihren anfänglichen deutschen Akzent sehr mochte, sagte „I don’t like it – you sound more American.“ Alles scheint sehr cool zu sein. Neulich schrieb sie, dass sie vor hat, nach der Schule für immer nach Amerika zu gehen. Uaaaaaaahhh.... Are you kidding me?
1000 Küsse über den Atlantik <3
Und: I miss you. Nur noch 274 Tage...
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