Donnerstag, 21. Juni 2018

Zu Gast bei... Christina in Berlin

Als ich Christinas Bilder auf Instagram entdeckte, hatte ich sofort im Sinn, eine Homestory zu machen. Gefragt, getan. Die Antwort kam prompt: „Ich freue mich dabei zu sein. Ganz besonders, weil dein Blog einer der ersten gewesen ist, den ich gelesen habe, und er mir zudem als Inspirationsquelle für die Einrichtung des kleinen Hauses gewesen ist.“ Was für ein Kompliment – 1000 Dank, liebe Christina! Warum sie ihr Häuschen blind gekauft hat, was sie während ihrer Zeit in Amerika vermisst und geschätzt hat und wo sie gerne Möbel einkauft, lest ihr im Interview unter den Bildern. Hereinspaziert in Christinas Haus!

Alle Fotos © Christina / asticot_hufeisensiedlung














Ihr wohnt an einem ganz besonderen Ort, der Hufeisensiedlung von Bruno Taut (UNESCO Weltkulturerbe in Berlin-Britz) – wie seid ihr an dieses Kleinod gekommen?


Das war ganz großes Glück. Beruflich ging es für uns aus Washington zurück nach Berlin. Da wir unsere wunderschöne Altbauwohnung im Prenzlauer Berg (unverbauter Blick auf den Fernsehturm) leider nicht untervermieten konnten und in Washington unser Sohn geboren wurde, mussten wir uns eine neue Unterkunft suchen. Wir schwankten zwischen Wohnung und Haus. Eine Freundin erzählte mir dann von ihrem Minireihenhaus in der Papageiensiedlung, die auch von Taut gebaut wurde. Ich war direkt Feuer und Flamme und besichtigte bei einer Dienstreise nach Deutschland gleich drei Häuschen in diesem Kleinod.
Die Siedlung war leider so teuer; die Häuser wurden in einem Bieterverfahren verkauft und sprengten unser Budget. Aber meinen Traum in einem Tauthaus zu wohnen, gab ich nicht auf und so stieß ich auf die Hufeisensiedlung, die ich bislang nur vom Hörensagen und Reiseführern kannte. So wandte ich mich an die Deutsche Wohnen, die freiwerdende Häuser verkauft und wir hatten Glück: ein frisch von einem Architekten saniertes „Scheidungshäuschen“ suchte neue Besitzer. Wir kauften das Haus blind, ohne es vorher besichtigt zu haben! 

Du sagst, es war herausfordernd, die kleinen Räume geschickt einzurichten – was hast du für Tricks?

Ja, die Räume sind wirklich sehr klein. Das Haus ist nur fünf Meter breit und acht Meter tief. In irgendeinem Buch las ich mal den Trick, kleine Räume nicht mit Minimöbeln einzurichten, sondern eher auf Dinge zu verzichten, da es sonst einen Puppenstubencharakter hätte. Das versuche ich zu beherzigen. Ich habe aus den USA viele Mid-Century-Möbel mitgebracht, die nicht zu groß sind und gut in das Häuschen passen (finde ich zumindest). Leider habe ich aber auch einige Möbel gekauft, bevor wir von dem Haus wussten. Vielleicht hätten wir so im Nachhinein z.B den Tisch eine Nummer kleiner gekauft. Auf der anderen Seite mag ich diesen großen, runden Saarinentisch, der Mittelpunkt des Erdgeschosses ist, sehr gerne (über „runde Tische“ hatte ich mich damals auf deinem Blog informiert). Den Eames Lounge Chair, auch aus den USA, konnten wir leider zuerst nicht im Wohnbereich unterbringen und hatten mit ihm eine Leseecke unterm Dach eingerichtet. Aber irgendwie kamen wir neben Vollzeitjob und kleinem Kind nicht wirklich dazu ihn zu nutzen, daher steht er nun auch in unserem Wohnzimmer. Dafür bräuchten wir nun ein neues Sofa, da das alte zu groß ist. Da wünsche ich mir dann manchmal doch mehr Platz...

Ihr habt davor einige Zeit in Washington DC gelebt – wie kam es dazu?

Ich hatte die Möglichkeit von meiner Arbeit aus drei Jahre nach Washington DC zu gehen und in einer internationalen Organisation zu arbeiten. Das war eine tolle, sehr spannende Zeit. Wir haben dort in Adams Morgan gewohnt, auch in einem kleinen Reihenhaus. Im Vergleich zu unserem Hufeisensiedlungshäuschen war dieses aber wirklich mini, es war 3,50 Meter breit und 10 Meter lang und hatte nur ein Stockwerk. (Unser Haus hier hat zwei Etagen und ist vollunterkellert, quasi riesig...)

Was hast du in den USA vermisst – und umgekehrt?

Vermisst habe ich im Nachhinein bestimmt den Mutterschutz, den es dort nicht gibt. Ich habe schon ein wenig mit Neid auf die deutschen Kollegen geblickt, die sechs Wochen vor Geburt in Mutterschutz gingen und nicht nach zwölf Wochen wieder voll arbeiten gegangen sind. Auf der anderen Seite war dies dort völlig normal und Sprüche, wie „das arme Kind muss schon so früh in die Kita“ gibt es dort nicht. Vermisst habe ich auch meine Freunde und Familie in Europa und den europäischen Sommer (in Washington war es ab Juni knapp 40 Grad und unglaublich schwül). Zudem gab es viele Tigermücken, weswegen es im Sommer fast unmöglich war, sich auf eine Terrasse zu setzen.

Was vermisse ich an den USA: den Sonnenschein, in DC ist auch im Winter der Himmel fast immer strahlend blau und die Sonne scheint. Die Freundlichkeit, die Aufgeschlossenheit, die Diversity und unglaubliche Hilfsbereitschaft hat mich auch sehr beeindruckt und natürlich fehlen mir jetzt meine Freunde (wie z.B. der Patenonkel meines Sohnes), die verstreut in der Welt leben, auch. Besonders hervorzuheben, meine befreundeten Kollegen aus Island, Portugal, Dänemark, Schweden und Österreich, mit denen ich wunderbar über Interiordesign schwärmen konnte (obwohl wir alle Volkswirte sind).

Dein Lieblingsort im Haus?

Das ist schwierig. Ich glaube der Esswohnbereich, da sich hier das Leben abspielt und ich liebe die weiße Küche mit den grünen Fliesen. Ästhetisch gefällt mir das Dachgeschoss sehr gut mit den freigelegten Balken und bis knapp vier Meter Höhe.

Deine Lieblingsfarbe?

Blau und Grüntöne mag ich gerade sehr gerne... aber auch knalliges Orangerot oder leuchtendes Gelb. Am liebsten als Farbtupfer zwischen Weiß und Grau ...auch wenn ich den monochromen Stil sehr schön finde, komme ich um ein paar Farbtupfer nicht drum rum.

Dein Lieblingsmaterial?

Holz und Keramik (sehr schön finde ich die Sachen von Heath Ceramics).

Dein Lieblingskünstler /Designer?

Ray und Charles Eames, Eero Saarinen, Arne Jacobsen, Jean Prouvé, aber auch Objekte unserer Tage, Hay und Muuto. Und ich finde die Designerinnen Inga Sempé, Cecilie Manz und Gesa Hansen toll. Die Bauhaus-Ära finde ich natürlich auch toll bzw. passend fürs Haus.

Dein Lieblingsmöbelstück?

Der Dining Chair Wood von Eames, im Dezember 1952 gebaut, er war Teil einer Wohnungsauflösung und wurde bei Ebay verkauft. Diesen Stuhl liebe ich wirklich sehr. Allerdings steht er gerade in einer kindersicheren Ecke.

Die nächste geplante Wohnanschaffung?

Ein neues Sofa. Ich liebäugle mit einem Vintagesofa in skandinavischen Mid-Century-Stil, aber auch das Oslo-Sofa von Muuto, das Sofa von Woud, die Sofawürfel von cubit gefallen mir sehr gut.

Deine Lieblingsshops? 

„Schwesterherz“ in Berlin ist grandios. Welchen Laden ich auch toll finde, aber nur ganz ganz selten dort bin, da er in der anderen Ecke Berlins ist, ist „Zweite Liebe“ und apropos Liebe „Nordliebe“ in Schöneberg ist auch sehr schön.

Dann finde ich das „Minimum“ im Aufbauhaus in Kreuzberg extrem gelungen und ebenfalls einen Ausflug wert ist „Objekte unserer Tage“ im Alexanderplatz.

Ansonsten kaufe ich viel online und gerne von kleinen Künstlern/ Designern so wie bei Dir, Lumikello, Cocolapine, Frau Rasmusson oder Wednesdayweaving oder auch Matsch mit Sahne.


Vielen Dank, liebe Christina, für die Fotos und das interesssante Interview!


3 Kommentare:

  1. Meine Pause bei Instagram lässt mich wieder mehr Blogs lesen...sehr gut! Eine so schöne Einrichtung (ich bin ja immer wieder begeistert von dem schönen Bauhaus-Plakat) und die Tauthäuser sind toll - in der Papageiensiedlung mache ich immer meinen Abendspaziergang! Und außerdem habe ich jetzt ein paar Shop-Adressen mehr auf meiner Liste :-) Liebe Grüße, Carolin

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  2. Ein interessantes Interview und ein wunderbarer Einblick in Christinas schönes Zuhause! Ich mag es sehr!!! Und die Taut-Häuser sind wirklich toll. Da seine Papageiensiedlung ca 50 m von uns entfernt ist, bin ich dort oft auf meinem Abendspaziergang. Freunde ziehen evtl auch bald in ein solches Haus! Liebe Grüße, Carolin

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Danke für deinen Kommentar!